Der Kirchenbau zu Wiechs steht in der Tradition der Familien Dientzenhofer und Millauer, die Maurer und Baumeister von der Hausstatt, die künstlerisch vernetzt vorrangig nach Böhmen zum Inbegriff der böhmischen Kunst wurden.
Wiechs besaß schon lange eine Kirche, wahrscheinlich war sie im Mittelalter aus Holz, im Laufe der Jahrhunderte wurde sie immer wieder erneuert und modernisiert. Die heutige Kirche in Wiechs ist ein Werk des letzten Hausstätter Baumeisters Hans Thaller, der 1754 mit dem Umbau der Kirche begann. Er sollte die die frühgotische Kirche im Stile der Zeit, nämlich des Rokoko umbauen. Der ursprüngliche Bau, eine Holzkirche, wurde 1751 abgebrochen.
Berbling und Wiechs sind nahezu gleichzeiig errichtet worden. Die Entstehung von Wiechs ist ohne Berbling kaum denkbar. Als Baumeister war dort der Hausstätter Baumeister Abraham Millauer (1683 – 1758) zugange, der zuvor die Schlösser in Neubeuern und Urfahr, Kloster und Kirche Reisach, aber auch die Kirchen in Au, Flintsbach, Kössen, Litzldorf, Ebbs, Schleching, Kleinholzhausen und Schwarzlack errichtet hatte. Gleichzeitig wird mit Berbling auch Abrahams Sohn Philipp Millauer in Verbindung gebracht, der bereits während der Bauzeit 1753 im Alter von 43 Jahren verstarb. Bekannt sind dessen Arbeiten in Schwarzlack, sowie die Schlosskapelle in Neubeuern.
Die Arbeiten in Berbling führte nun Hans Thaller is 1756 fort, der die Witwe von Phiipp Millauer geheiratet hat und dessen Meistergerechtigkeit übernommen hatte. Das Projekt in Berbling nahm ein abruptes Ende, die Kirche wurde nicht fertig gebaut. 1758 schreibt man, es sei „dieses Gotteshaus noch nit ausgebauth“, also ohne Ausstattung.

Abraham Millauer, der in Berbling die Bauleitung inne hatte , beauftragte Hans Thaller mit den Bau in Wiechs. Er hat diese Arbeit mit so viel Liebe und Können betrieben, dass der ursprüngliche Stil nicht mehr erkennbar ist. So entstand zwischen den Bauernhöfen und den ausgedehnten Obstgärten eine Rokokokirche von größtem Liebreiz. Die Heiterkeit dieses kleinen Gotteshauses zeigt sich schon von Weitem an der gekröpften Zwiebelhaube. Das Rokoko ist kein neuer Baustil, sondern eine phantasiereiche Fortschreibung barocker Schmuckformen.
Hier finden wir ein klassisches Langhaus als Saalraum mit zurückhaltenden Wandpfeilern. Gleichzeitig finden wir hier die für den Aiblinger Raum typischen Abfolge von Kuppelräumen, die mit Gurtbögen voneinander getrennt sind. Hans Thaller vergrößerte die Kirche nach Westen; den eigentlichen Kirchenraum schloss er mit drei ovalen Wölbungen nach oben ab; der etwas schmalere Altarraum erhielt ein flaches Kuppelgewölbe mit dreiseitigem Abschluss nach außen.
In Wiechs konnte das in Berbling gestrandete Künstlergefüge eingesetzt werden.
Hans Thaller , der engste Kontakte zu Zimmermanns Künstlertrupp hatte gewann für Wiechs Johann Martin Pichler. Dieser gehörte zu den engsten Mitarbeitern Zimmermanns, der gerade in Nymphenburg den Stuck und die Fresken im Steinernen Saal des Nyphenburger Schoss fertigte.
Ganz in der Wesobrunner Tradition der Brüder Zimmermann versuchte Johann Martin Pichler den gesamten Raum mit Stuck zu gestalten, ihn zu dekorieren, mehr noch: ihn in gewisser Weise aufzulösen und den Übergang zwischen den Altären und Architektur fließend zu machen. Der Stukkateur Johann Martin Pichler erwies sich als Könner, der mit viel Liebe zum Detail mit neuen Formen, Wände, Decken und Altäre schuf. Ihm sind die beiden Seitenaltäre zu verdanken, die in ihrer Konstruktion und Ausgestaltung Seltenheitswert haben. Sie sind in einem flachen Halbrund in die Wand gesetzt und haben zwei Säulen und wie Gardinen geraffte Baldachine aus feinstem Stuck von der Altarmensa hinauf zur Gipfelverzierung. Es ist eine meisterliche Arbeit. Die Baldachine wirken wie feinstes Gespinst.

Am besten gelingt ihm die Verschmelzung von Ausstattung und Architektur an den aus Stuck errichteten Seitenaltären und an der Kanzel. Sinnbildlich wird im Kirchenraum damit der Übergang vom Irdischen ins Himmlische mit vielen geistreichen Symbolen und illustationsreichen stuckierten Emblemen, die die Wiechser Kirche besonders auszeichnen.
Der Hochaltar hat nicht die Qualität der Seitenaltäre. Der Altartisch und der große zartblaue Stuckbaldachin, der von zwei Engel auseinander gehalten wird, lassen diesen Schluss zu. Der hölzerne Altaraufbau will nicht so recht stimmen im Vergleich zu den Seitenaltären. Vielleicht ist damals das Geld ausgegangen, vielleicht ist der Stukkateur zu einem größeren Bau abgezogen worden, man weiß es nicht.
Aus dem Giebelstück des Hauptaltars schaut Gottvater ein wenig kritisch, beinahe bärbeißig auf uns herab. Auf dem Altarbild von Sebastian Troger 1761 genießen die Heiligen Sixtus und Laurentius den himmlischen Frieden, auch wenn ihr Gesichtsausdruck dem nicht ganz entspricht. Papst Sixtus ist mit seinen Insignien, Tiara und Stab, der hl. Laurentius mit seinem eisernen Rost dargestellt. Er erlitt auf einem glühenden Rost 258 n. Chr. den Märtyrertod. Er war Diakon von Papst Sixtus II., der drei Tage vor ihm enthauptet worden war.
Dir beiden Seitenfiguren auf den beiden Türbögen neben dem Altar, der hl. Korbinian mit dem Bären links, der hl. Stephanus rechts, sine volksnahe Arbeiten eines unbekannten Bildhauers.
Ein Kunstwerk mit besonderer Ausstrahlung ist die Kanzel mit der sehr guten Stuckarbeit von Johann Martin Pichler, der eine feine zurückhaltende Dekoration formte. Der Schalldeckel trägt einen Aufbau, der von vier geschweiften Bögen mit aufgesetzten Blumengebinden gekrönt ist, die sich oberhalb vereinen. Ein Putto zeigt auf die Gesetzestafeln mit den Zehn Geboten. Die Betrachtung des Deckenstucks in den drei Jochen beschert freudige, kleine Überraschungen.
Der Künstler hat Rauten, Rocaillemuscheln und lebhafte Gebilde für seine Formen gewählt. In den spitz zulaufenden Eckfeldern der Gewölbestuckierung findet man eine Reihe von Sinnbildern mit darunter stehenden Sinnsprüchen für das Leben als Christ, gewissermaßen kleine Aufstiegshilfen für den Weg zu Gott, es sind Predigten in Kurzform „Gerechtigkeit bringt Himmelsfreud!“ lautet z. B. eine
Auch wenn die Kirche in Wiechs nur stuckiert ist, und in den Kuppelfeldern nicht ausgemalt, dank der reichen Stuckaturen und szenische-emblematisch Reliefs fehlen Malereien wirklich nicht. Die Stuckierung der Gewölbebereiche weist eine reichhaltige und virtuose Darstellung auf. In Sinnbildern wird in volksnaher und anschaulicher Weise auf die Ausübung christlicher Tugenden und den dafür zu erwartenden Himmelslohn verwiesen.
In für Wessobrunner Stuckaturen verbürgte Farbigkeit aus rosa, gelb, malachitgrün und blaugrün, aus geschweiften Stuckrahmenfeldern sind figürliche Motive wie Personifikationen der Sonne, Cherubin in Wolken Schmuckmotive aus Gitterwerk, Rocaillen und Kartuschen einbeschrieben. In den Gewölbefeldern und Fenstereinfassungen bildet sich damit ein Reigen ornamentaler Erzählfreude .
In den Gewölbezwickeln befinden sich sechzehn ornamentierte Stuckreliefs in Rocaillekartuschen, Emblemata mit Icon (Bild) und Lemma (Text).
Ob in den Gewölbekuppelfeldern Deckenbilder geplant waren, wird in der Kirche ein Geheimnis bleiben.
Die Signatur Pichlers „IMB“ zusammen mit der Jahreszahl 1758 und den Stuckateurwerkzeugen Spitzkelle und Löffelspachtel findet sich in einer Rocaillekartusche an der unteren Hohlkehle der Emporenbrüstung.
Ähnlich wie die Kirche in Berbling wurde aber auch die Kirche in Wiechs nie ganz fertig.
Der Hochaltar ist eigentlich ein Relikt der vorangegangenen Stilepoche, stammt im Kern noch aus dem 17. Jahrhundert und wurde nur ergänzt und mit einem Stuckbaldachin überbaut. Vermutlich hatte der ab 1757 ausgebrochene Siebenjährige Krieg seine Schatten ausgebreitet, auch wenn seine Hauptkriegsschauplätze in Böhmen lagen.
Auch an den Seitenaltären sind als Figuren ältere Bestandteile übernommen.
Der gegeißelte Heiland links, der mit Ketten an eine Säule befestigt ist – Werk von Joseph Götsch um 1730 – sowie die etwa zeitgleiche Schmerzensmutter am rechten Seitenaltar mit ihrer reich mit Goldlahn, farbigen Steinen und Perlen gearbeitete Bügelkrone.
Beachtenswert ist auch ein Barockkreuz an der Nordwand; auch die Kreuzwegstationen mit der alten Schrift sind Aufmerksamkeit wert.
- Die Wiechser Kirche wurde in der Zeit zwischen 2009 und 2017 einer gründlichen Renovierung unterzogen
- Maßnahmevorbereitung 2009-2010
- Bauliche Instandsetzung 2012 (Instandsetzung des Dachwerkes)
- Restaurierung der Raumschale 2015-2017
- Restaurierung der Künstlerischen Ausstattung 2014-2017