Die Taxa-Kapelle steht am rechten Ufer des Aubaches, etwa 800 Meter Bach abwärts von der Ortsmitte entfernt. Wenn sie auch den Namen Kapelle hat, so ist sie doch eine Kirche, ja sogar Wallfahrtskirche. Die erste Kapelle aus Holz wurde 1647 errichtet; 1649/50 wurde sie in Stein aufgeführt und 1657 geweiht, nachdem der 70 jährige Auer Braunweber Balthasar Fuetterer 1647 bei einer Wallfahrt nach Weihenlinden einen Schwächeanfall erlitt und ein Gelöbnis zur Ehre Mariens machte.
Der Name Taxa kommt aus dem Bayerischen „Daxn“, der Name für Fichten- und Tannenzweige der Nadelgehölze, die die Kapelle umgaben. Lange Zeit hindurch war die Kapelle, deren Patrozinium am 2. Juli, dem Fest Maria Heimsuchung, begangen wird, das Ziel von Wallfahrten. Von Jahr zu Jahr wuchs die Zahl der Wallfahrer zum Gnadenbild „Maria Heimsuchung“, zumal Papst Alexander VII. 1666 der Taxa-Wallfahrt einen Vollkommenen Ablass gewährte. Da die Kapelle die Zahl der Wallfahrer nicht mehr fassen konnte, beauftragte 1748 Pfarrer Felix Martin Högg (1722-1751) den Hausstätter Baumeister Philipp Millauer (1710 – 1753) mit der tiefgreifenden Umgestaltung der Kapelle zu ihren heutigen Aussehen.
Phillipp Millauer hat sich als empfindsamer Architekt erwiesen und die Kapelle vom alten Altarraum aus durch ein größeres Langhaus nach Westen und eine Sakristei nach Osten im spätbarocken Stil erweitert. Das Innere ist hell und von anheimelnder Freundlichkeit, das an der hohen Zahl der Fenster liegt, die reichlich Licht ins Innere lassen. Das flache Tonnengewölbe ist von vier Gurten unterteilt und durch reich profilierte Lisenen mit abgerundeten Kapitellen gegliedert. Die beiden mittleren der vier Joche sind vereinigt, so dass der Raum nach oben offener erscheint und zugleich eine ausreichende Fläche für ein größeres Gemälde entsteht.
Der Hochaltar stammt aus dem Jahre 1750. Links und rechts, in den Nischen hinter ihm, sind die barocken Skulpturen Christus in der Rast und die Pieta angebracht. Das Hochaltarbild zeigt die Begegnung der beiden Schwangeren Elisabeth und Maria. Über ihnen schwebt eine Gruppe von kleinen Engelchen, die ein Spruchband halten mit der Aufschrift: „Magnifikat anima mea Dominum“ (Hoch preiset meine Seele den Herren). Das Gnadenbild heißt Maria Heimsuchung, es stammt noch aus der ersten Kapelle. Im Aufsatz des Altars ist das Gemälde Anna lehrt Maria angebracht. Der Maler beider Bilder ist unbekannt. Die Seitenfiguren stellen den hl. Sebastian mit seinen Marterwerkzeugen, den Pfeilen und der Keule, so wie den hl. Leonhard dar.
Im Deckenfresko des vorderen Ovals sind Priester und Volk von Au kniend zu beiden Seiten der neugebauten Kapelle von 1748 versammelt. Zwei Männer halten über der Kapelle ein Bild in die Höhe, das Elisabeth mit ihrem Sohn Johannes zeigt. Der Mann mit dem großen Stein auf der Schulter ist der starke Schnellrieder Stoff, Christoph Pötzinger vom Auerberg. Der Überlieferung nach soll der Stein der Grundstein der Kapelle gewesen sein, den neun Männer nicht tragen konnten, dem Stoff jedoch leicht auf der Schulter lag. Die Personen, alles Gemeindemitglieder von Au, tragen die schlichte Tracht der Gegend. Unter dem Gemälde ist folgende Schrift zu lesen: MarIa VVIe aVCh eLIsabeth-Von sYnDen, Von VnheYL Vns erreth. In der uns geläufigen Schreibweise würde es heißen: „Maria wie auch Elisabeth, von Sünden, von Unheil uns errett‘ “. Addiert man die Großbuchstaben als römische Ziffern, wobei die beiden Y als V (5) zu zählen sind, erhält man die Jahreszahl 1748, als das Baujahr der Kirche.
Das mittlere Fresko, das Hauptgemälde an der Decke, berichtet von der Begegnung Elisabeths mit Maria. Maria hält Jesus zur Anbetung auf ihrem Schoß. Zacharias und Johannes sind ebenfalls auf dem Bild. Unter dem Bild steht der Satz: EX DONO BENEFACT. AVENS. M. DDC. XLV III. (= 1748). Übersetzt heißt das etwa: „Aus einem Opfer wächst Wohlsein“.
Das dritte Bild über der Orgel zeigt die Geburt von Johannes. Elisabeth liegt im Wochenbett und wird von Dienerinnen betreut, während etwas abseits Zacharias „Joannes“ auf eine Tafel schreibt. Die Gemälde stammen von dem Aiblinger Malermeister Johann Georg Gaill.
Einige gefasste Skulpturen vervollständigen die Ausstattung der Kirche. Es sind jene Heiligen, die sich beim Landvolk höchster Verehrung erfreuen. Rechts und links im Chorbogen finden sich die Heiligen der bäuerlichen Dienstleute, die hll. Isidor und Notburga. Sie sind schöne Denkmäler ehemaliger Tracht. Noch ein gutes Schnitzwerk dient frommer Betrachtung, Der Heiland als Schmerzensmann, bekannter als Der gegeißelte Heiland, dem berühmten Gnadenbild in der Wies bei Steingaden nachempfunden. Es steht in der Nische unter der Orgelempore.
Beachtenswert sind auch 14 Kreuzwegbilder, die von Vitus Oppenrieder und dem Mandlbauer von Brettschleipfen der Taxa-Kapelle geschenkt wurden. Eine große Fülle von Votivbildern haben sich im Verlaufe von 300 Jahren für Gebetserhörungen angesammelt. Sie sollen an erhörte Gebete erinnern, die aus tiefer Not den Weg zu Gottes Herz gesucht haben.
Verfolgt man die Geschichte der kleinen, einst von Taxen umhegten Kirche, so erscheint es fast ein Wunder, dass sie trotz immer wieder erhobenen Forderungen der Behörden auf Abbruch, dennoch bis in unsere Tage erhalten geblieben ist. 1784, in der Zeit der sogenannten Aufklärung, war der Abriss dieses kleinen Heiligtums und Symbol der Volksfrömmigkeit wegen Baufälligkeit angeordnet worden. Doch der Widerstand und die Opferbereitschaft der Bevölkerung, so wie der unerschrockene Einsatz des Pfarrers Gregor von Gietl (1773-1785) verhinderten den Abriss des barocken Kleinods. 1807 sollte auf Weisung der kgl. baierischen Kirchen-Administration im Zuge der Säkularisation das Kirchenvermögen eingezogen werden. Da erwarb die Gemeinde Au kurzer Hand die Taxa-Kapelle für 428 Gulden und 36 Kreuzer. Nach der letzten durchgreifenden Renovierung im Jahre 1988 durch Erwin Wiegerling und Mitarbeiter aus Bad Tölz, erscheint nun die Taxa-Kapelle als nicht mehr wegzudenkendes sehr sehenswertes Schmuckkästchen.