Das Wahrzeichen von Bad Feilnbach ist die altehrwürdige Maria-Morgenstern-Wallfahrtskirche in Lippertskirchen, einstens Eigentum des bekannten Edelsitzes der Diepertskirchner. Mit Einschränkung des Eigenkirchenwesens im 9./10. Jahrhundert wurde das Kirchlein der Bischofskirche in Freising übertragen und dem freisingisch- bischöflichen Hof in Elbach angegliedert.
1315 erscheint Lippertskirchen als Filiale von Elbach, ab 1448 als Filiale von Au. 1349 rekonzilierte ein Freisinger Weihbischof eine dem hl. Leonhard geweihte Kapelle mit Friedhof in Lippertskirchen. Diese Kapelle blieb wohl dem im Anfang des 15.Jahrhundert erfolgten Neubau der Kirche als Seitenschiff erhalten. Reste dieses gotischen Gotteshauses sind am Sattelturm und in den kleinen äußeren Fensterbögen erkennbar. Die ab dem Jahre 1778 erfolgten Umbaumaßnahmen im barocken Stil nach Plänen des Münchener Hofmauerermeisters Franz Anton Kirchgrabner sind in der seit dem 14. Jahrhundert in Lippertskirchen belegten Marienverehrung begründet, die als Wallfahrt zur „Maria Morgenstern“ nachgewiesen ist.
Nach Abtrennung von Elbach wurde die Filialkirche von einem Benefiziaten aus Au seelsorgerisch betreut. 1922 wurde die Expositur Lippertskirchen-Wiechs errichtet. Ihr Expositus Alfons Amrain amtierte bis 1958 und wurde mit dem Bau der Zentralkirche Herz-Jesu in Feilnbach zum Kurrat ernannt. Die Expositur Lippertskirchen-Wiechs wurde 1963 zur Pfarrei Herz Jesu in Feilnbach erhoben. Heute ist die Wallfahrtskirche Maria Morgenstern Namensgeberin des 2016 errichteten Pfarrverbands „Maria Morgenstern.“
Wer die Lippertskirchener Wallfahrtskirche „Maria Morgenstern“ betritt, kann sich der starken Wirkung des Hochaltars nicht entziehen, der den Blick sofort auf das Gnadenbild zieht. Der Altar verkörpert den meisterlichen Spätstil des Bildhauers Joseph Götsch, der in Lippertskirchen wie in Aibling, in Rott am Inn und anderen Kirchen in der Nachbarschaft ein umfangreiches Werk hinterlassen hat.
Er wurde1728 in Längendorf im Ötztal geboren und starb 1793 in Aibling. In Lippertskirchen hat er 1783 einen Hochaltar aufgerichtet mit dem ausschließlichen Ziel, das Gnadenbild der Muttergottes, das Herzstück des Altars, das von einem unbekannten Meister der Gotik 1520 gefertigt wurde, einzufangen und augenfällig zu präsentieren.
Der Altar mit seiner sarkophagförmigen verkleideten Mensa hat einen viersäuligen Aufbau.
Über dem Tabernakel ist das von einem Strahlenkranz umgebene Gnadenbild eingefügt. Darüber kennzeichnet eine Kartusche mit dem Titel „Maria Morgenstern“ die Muttergottes mit Kind als Himmelskönigin.
Die gekrönte Maria sitzt halblebensgroß vor dem goldenen als Strahlenkranz geschnitzten Morgenstern, mit den Füßen auf einer Mondsichel. Auf dem rechten Arm trägt sie das Jesuskind, in der Linken hält sie ein Szepter. Sie trägt das göttliche Kind, das den Reichsapfel als Insignum der weltlichen Macht mit dem Kreuz als Zeichen der Erlösung in seiner Linken hält,
Zwei flankierendeauf Himmelsgewölk knieende Engel huldigen der Himmelskönigin.
Im baldachinartigen, mit einem geschweiften Gebälksstück des Auszugs befindet sich eine Darstellung der Heiligsten Dreifaltigkeit mit Rocaillen, Vasen, Puten und Blumengirlanden dekoriert.
Christus hält in seinen Händen eine Krone, die auf die Krönung Mariens hinweist.
Die seitlichen lebensgroßen Figuren stellen die heilige Barbara (rechts) und die heilige Katharina (links) dar. Beide haben ein großes Richtschwert in der Hand als Zeichen für ihren Tod als Märtyrerinnen.
Durch die Neigung nach innen, die der Schnitzer den Figuren mitgegeben hat, wird der Blick immer wieder zur mädchenhaft schönen Maria gelenkt, in deren Zügen sich der nach „innen gekehrte Geist“ der Spätgotik ausdrückt.
Nicht von ungefähr findet der Tabernakel seine Bekrönung durch das Apokalyptische Lamm auf dem Buch mit den sieben Siegeln. Christus, das Lamm, verweist auf das Ende dieser Zeitlichkeit und auf die Vollendung der Kirche.
Die Seitenaltäre sind als Pendant vor dem Chorbogen geschaffen, schräg gestellt sind sie zweisäulige Seitenaltäre, die dem heiligen Sebastian (rechts) und dem heiligen Leonhard (links) geweiht sind und zum Aufbau des Hochaltars nahezu identisch gestaltet sind.
Die im rechten Seitenaltar im Relief gearbeitete Darstellung zeigt den hl. Sebastian, im Auszug darüber den hl. Florian. Die seitlich an den Säulen befindlichen Skulpturen stellen den hl. Georg und die hl. Helena dar.
In der Predella befindet sich der hl. Joseph mit dem Jesuskind.
Das Hochrelief des linken Seitenaltars zeigt den hl. Leonhard vor einem Strahlenkranz auf dem Gewölke kniend. Im Auszug ist der hl. Vitus dargestellt im Relief. Vollplastisch die seitlichen Figuren des hl. Stephan und des hl. Bartholomäus (Apostel).
In der tabernakelähnlichen Predella befindet sich die Figur der hl. Anna mit Maria.
Die Kanzel wurde ebenso von Joseph Götsch 1785geschaffen, ähnlich der von Ignaz Günther entworfenen Kanzel in der ehemaligen Abteikirche in Roth am Inn.
Der mit Blumengirlanden dekorierte Korb trägt vergoldete Evangelistensymbole (ein Mensch versinnbildlicht Matthäus, der Löwe Markus, der Stier Lukas und der Adler Johannes).
Der Schalldeckel ist mit Quasten verziert und stirnseitig mit einem Rocaillemotiv besetzt, trägt einen Volutenaufsatz mit den Tafeln der zehn Gebote, die von einem Putto gehalten werden, an dessen Unterseite die Taube im Strahlenkranz als Symbol des Heiligen Geistes erscheint.
Das Wandkreuz mit der schmerzensreichen Muttergottesistdie letzte Auftragsarbeit von Joseph Götsch. Sie greift das Simeonzitat aus dem Deckengemälde auf („…dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen…“ Simeon zu Maria bei der Darstellung im Tempel).
Der Taufstein mit oktogonalem Becken ist aus Rotmarmor gefertigt. Er stammt aus der Zeit der Spätgotik, dessen nachträglich hinzugefügter Deckel mit einer Figurengruppe der Taufe Christi versehen ist.
Der Kreuzweg wurde1965 von Kunstmaler Richard Walberer nach einem barocken Orignal eines unbekannten Meisters aus Gögging bei Regenburg gemalt.
Die Orgel wurde1999 von Alois Lindner in Brannenburghergestellt.
Die Fresken hat Joseph Hauber, ein Münchner Hofmaler, geb. 1766in Geratsried bei Immenstadt, 1798geschaffen, deren Motive dem ikonographischen Programm des Marienlebens entstammen. Er starb 1834in München im Alter von 68 Jahren.
Sie veranschaulichen die seit alters her begangenen „Frauentage“:
Namen Mariä (12. September)
Das Marienmonogramm ist von einer Gloriole umgeben, die von Putten und Engelsköpfen auf Wolken gesäumt wird. Das rechteckige Bildformat wird durch die kreisrunde Gloriole nur im Zentrum gefüllt.
Mariä Verkündigung (25. März)
Maria kniet an einem Betpult, das vor einem hohen Sockel mit Säulen und schwerer Stoff-Draperie aufgestellt ist. Die rechte Bildhälfte nimmt die große Gestalt des Verkündigungsengels ein, der in Wolken von Putten begleitet, mit weit ausgebreiteten Flügeln und bewegtem Gewandbausch herabschwebt.
Am oberen Bildrand erscheint die Taube des Heiligen Geistes in einer Gloriole und sendet ihre Strahlen auf die Jungfrau.
Am Sockel hat sich der Freskant mit seiner Signatur verewigt: Jos: Hauber invenit et pinxit 1798.
Mariä Heimsuchung (2.Juli)
Das Querformat ist ganz ausgefüllt von dem Zug Mariens mit Begleitfiguren, einem Eselstreiber und zwei Mägden, die mit ihren Bündeln links aus der Bildtiefe heraufziehen, von einer kleinen Anhöhe halb verdeckt. Maria, im breitkrempigen Reisehut, steigt die Treppen zum Portal des Hauses Elisabeths und Zacharias empor und begrüßt Elisabeth, im weißen Schleier, die ihr entgegen geeilt ist. Die linke Bildhälfte zeigt eine Landschaft, über der in Wolken eine Engel- und Puttengruppe schwebt.
Mariä Reinigung (-Darstellung Jesu im Tempel-)
Maria Lichtmess (2. Februar)
Das Bild gibt Einblick in einen Zentralraum über dem sich eine halb angeschnittene Kuppel mit Laterne wölbt. Im Zentrum des Bildes steht der Altartisch mit dem siebenarmigen Leuchter, neben dem links Maria kniet. Hinter ihr bringt Joseph einen Käfig mit den zwei weißen Tauben als Opfergabe. Rechts steht ein Hohepriester mit dem Jesuskind in den Armen, er wird hier wie meist mit dem greisen Simeon identifiziert, dem geweissagt worden war, er werde nicht sterben, ohne den Messias zu sehen.
Im Vordergrund kniet die greise Prophetin Hanna, die wie Simeon den Messias erkennt und Gott dankt.
Zwei Tempeldiener mit Büchern und Fackeln sind als Assistenzfiguren dieser Gruppe zugeordnet. Von beiden Seiten treten im Hintergrund Menschen in den Tempel, die in der Bildtiefe hinter der schmalen Rampe des Schauplatzes verdeckt bleiben. Hinter dem Altar neben dem siebenarmigen Leuchter, sind die Köpfe zweier dieser Hintergrundfiguren sichtbar.
Über der Szene schweben in der Kuppel ein Putto und geflügelte Engelsköpfchen
Mariä Aufnahme in den Himmel (15. August)
Am unteren Bildrand führen große Steine und die Rückenfigur eines zum Sarg tretenden Apostels in das Bild ein. Das Kuppelrund ist von einem schmalen Bodenstreifen angeschnitten, auf dem die Szene mit den Apostelnund den beiden Frauen am Sarkophag Mariens dargestellt ist, während die Jungfrau mit Sternenkranz, einem Reinheitssymbol, von Engeln und Putten empor getragen wird, den Fuß auf die Mondsichel gestützt.
Alle übrigen Apostel befinden sich auf einem untersichtig gemalten, konkav vorschwingenden Plateau, das mit einer Stufe abschließt, in dessen Mitte der Sarkophag über Eck steht. Damit sind die Apostel in die Bildtiefe gestaffelt und ihre Gestik und Blickrichtung treffen sich in der Gloriole um Marias Haupt.
Die 1798 von dem Münchner Maler Joseph Hauber geschaffenen hervorragenden Deckengemälde, die die Kirche zu einer Sehenswürdigkeit machen, gelten als die einzigen bekannten Fresken des Künstlers.
Die Stuckdekoration wurde im Jahre 1798 von dem überwiegend in Oberbayern tätigen Wesobrunner Stuckateur Franz Doll geschaffen.
Seitlich des Deckengemäldes im Chor sind vier jeweils mit einem Strahlenkranz hinterlegte und auf Christus (drei göttliche Tugenden) sowie die Dreifaltigkeit (göttliches Dreieck) bezogene Symbole. (Drei göttliche Tugenden Glaube (Bibel mit Kreuz), Hoffnung (Anker) und Liebe (Herz)).
Als Teil des festlichen Zierrats stellt sich der Stuck, bestehend aus Kartuschen, Gittergeflecht, Muscheln, Blumengirlanden, Vasen, Engelsköpfen und mit seiner Farbigkeit dar. Helle Farbtöne schenken dem Raum Wärme und Heiterkeit und tragen dazu bei, dem Raum etwas Überirdischeszu geben.
Bei der Renovierung 1963/65durch Willibald und Alois Stein aus Inzell wurde die alte barocke Raumfassung wieder hergestellt und die Fresken, die zwischendurch übermalt worden waren, wieder aufgedeckt.
Die Kirchengründung, die wohl im 8. bis 9. Jahrhundert stattfand, geht wohl auf einen Dietpert zurück, einem Mitglied des berühmten Rittergeschlechts der Alt-Waldecker, der sich in Lippertskirchen ansiedelte. Er erbaute einen Wohnsitz (Schloss) mit einer Kapelle als Eigenkirche, die alsbald als Pfarrkirche diente. Die Kapelle diente als Grabkapelle der Diepertskircher. Sie war dem hl. Leonhard geweiht.
Jährlich, am 6. November errinnert daran eine Leonhardiwallfahrt, an der viele Fuhrleute, Rosserer, Reiter und Bauern teilnehmen. 1740 wird erstmals von einem Leonhardirittin Lippertskirchen schriftlich berichtet. Ein früherer Ursprung ist jedoch sehr wahrscheinlich, da das Leonhardi- Patrozinium bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgt werden kann.
Die Kapelle wurde wahrscheinlich in dem im 15. Jahrhundert errichteten Neubau mit einbezogen. Diese gotische Kirche ist auch die, bei derab1778 Umbaumaßnahmendurch FranzAnton Kirchgraber erfolgten. Diese sind vermutlich, in der seit dem 14. Jahrhundert in Lippertskirchen belegten Marienverehrung begründet, die während des ganzen 18. Jahrhundert, als Wallfahrt zur „Maria Morgenstern“ nachgewiesen ist.
Beim Umbau wurde die Leonhardikapelle abgerissen und deren Steine für den Bau einer Sakristei verwendet.
Im Osteingang ist der Grabstein des Friedrich Diepertskircher aus Rotmarmor mit zwei Kirchen in seinem Wappen angebracht. „Anno dm mccclxxxxi“ ist ringsumlaufend der Grabplatte in Minuskeln eingemeißelt, also „Im Jahre des Herrn 1391 am Sonntag vor St. Michaelis ging Fridericus Diepertskircher aus der Lebenszeit zu Christus. Hans. Diepertskircher. Barbara“
Der Grabstein wurde zum Vorbild für das Gemeindewappen von Bad Feilnbach.
Maria Morgenstern ist Ausdruck barocker Frömmigkeit – ihr Inneres sieht „erlöst“ aus. Die innere Freude und das beglückende Erlebnis, das der Betrachter bei ihrer Begegnung empfindet, ist das Ergebnis der Barockkunst. Wir bewundern in ihr den tiefen Glauben, mit der die Künstler des 18. Jahrhunderts zu Werke gegangen sind, um mit ihrem Können einen Vorhof zum Himmel zu schaffen, der dem Besucher verdeutlicht, dass alles SCHÖNE nur ABGLANZ DER GÖTTLICHEN SCHÖNHEIT ist, der er nach seinem Tode begegnen wird.