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Rund 300.000 Sternsinger ziehen nach Angaben des Kindermissionswerks in Deutschland dieser Tage von Haus zu Haus. Auch in der Pfarrei Herz Jesu in Bad Feilnbach machen sich Kinder und Jugendliche auf den Weg. Doch bevor an der ersten Tür geklingelt wird, gibt es allerhand vorzubereiten und zu organisieren.

Noch ist es sehr ruhig im Keller der Pfarrkirche Herz Jesu in Bad Feilnbach. Wo sich sonst die Ministranten für den Gottesdienst anziehen, liegen auf vielen Häufchen verteilt schon Mäntel, Kronen, Turbane und bunte Tücher, die bei den Ankleideproben herausgesucht und bereitgelegt wurden. Am Kleiderständer an der Treppe hängen fein säuberlich etliche Weihrauchfässer, die auf ihren Einsatz warten. Vor allen anderen ist auch schon Luise Antretter da, die seit vielen Jahren die Sternsinger einkleidet und heute noch letzte Vorbereitungen trifft. Kurz darauf trudeln die ersten Kinder ein, Antretter hilft beim Anziehen: Ministrantenrock, Kragen und Chorhemd, darüber ein Mantel aus schwerem, gemustertem Polsterstoff, teils schon Jahrzehnte alt. Knifflig wird’s nochmal beim Kopftuch und der goldenen Krone: Schließlich muss das Tuch so unter die Krone, dass nichts ins Gesicht hängt, drückt oder stört. Innerhalb kürzester Zeit herrscht in der Ministranten-Umkleide ein fast unüberblickbares Durcheinander. Hier wird noch eine Sicherheitsnadel für den zu weiten Ministrantenrock gebraucht, da ist die Krone doch noch etwas zu eng. Kein Problem: Im Fundus der Bad Feilnbacher Kirche lagern zahlreiche Mäntel, Umhänge, Kronen, Turbane, goldene Ketten und vieles mehr um aus den Vollen schöpfen zu können.

Vier Vierer- und eine Dreiergruppe, insgesamt 19 Kinder und Jugendliche zwischen neun und 17 Jahren bereiten sich heute auf den Einsatz als Kaspar, Melchior und Balthasar vor. Eine weitere Vierergruppe zieht erst einen Tag später los. 23 Freiwillige, größtenteils aus den Reihen der Bad Feilnbacher Ministranten, bringen in den nächsten Tagen den Segen in die Häuser und sammeln Spenden für benachteiligte Kinder. Dieses Jahr lautet das Motto „Kinder stärken, Kinder schützen in Indonesien und weltweit“, das den Schutz der Kinder vor physischer, sexualisierter oder psychischer Gewalt in den Fokus stellt.

In der „Dreikönigs-Zentrale“ in der Kirche helfen mittlerweile auch Eltern und Pfarrer Ernst Kögler mit, dass alle bereitgelegten Gewänder ihren richtigen Platz finden. Blechkisten mit Weihrauch, Kreide und Kohlen für die Weihrauchfässer liegen bereit, die Spendendosen müssen noch in der Sakristei geholt werden. Auch die goldenen Holzsterne fehlen noch. Jeweils einer aus der Gruppe braucht noch ein schwarzes Gesicht, auch darum kümmert sich Luise Antretter. Hautcreme und darauf die schwarze Schminke – fertig ist der schwarze König. Die Sternsinger, die schon fertig angezogen sind, gehen nochmal ihre Sprüche und die zugteilten Straßenzüge durch. Kurze Zeit später hat sich das Durcheinander gelegt und 19 perfekt ausgestattete Sternsinger lauschen nun noch den letzten Anweisungen Köglers. „Bitte schaut, dass die Weihrauchkohle nicht ausgeht, legt also rechtzeitig nach. Weiß jeder wo er wann zum Mittagessen sein muss, kennt jeder sein Einsatzgebiet?“ Kögler gibt noch wichtige Infos bekannt und beantwortet die eine oder andere offene Frage. Es werden Aufkleber mit der Segensaufschrift „20 + C + M + B + 23“ verteilt – für alle Türen, die sich nicht mit Kreide beschreiben lassen. Außerdem gibt’s noch Zettel mit der Info, dass die Heiligen Drei Könige da waren, die Hausbewohner aber nicht angetroffen haben. „Wenn die Tür schon beschriftet ist, dann bitte die Jahreszahl ausbessern, weil die Leute die Sternsinger ja schon mal empfangen haben und einen Zettel hinterlassen“. Einen zweiten Besuch machen die Sternsinger in der Regel nicht, dafür reicht die Zeit einfach nicht. Oben, direkt hinter dem großen Altarmosaik liegen schon die glühenden Weihrauchkohlen auf einer speziellen Heizplatte und warten darauf in die Weihrauchfässer gelegt zu werden. Normalerweise wird hier nur eine pro Gottesdienst angezündet – heute liegen gleich vier Stück drauf.

Bevor sich die Gruppen in alle Himmelsrichtungen auf den Weg machen, gibt’s vor der Kirche noch ein gemeinsames Gruppenfoto und ein Segensgebet. Außerdem: Die erste Tür, die mit der Segenschrift versehen wird, ist das Kirchenportal. Dann machen sich Gruppen zu Fuß auf den Weg oder fahren mit dem Auto in die weiter entfernteren Straßen. Erst dann kehrt wieder Ruhe in der Sakristei ein. Zumindest bis zum Nachmittag: Dann kehren alle zurück, waschen sich die Farbe aus dem Gesicht, legen Krone und Mantel ab und verwandeln sich wieder in ganz normale Kinder und Jugendliche. Denn am Tag drauf geht’s wieder los: Ankleiden, Segenswünsche überbringen, Türen beschriften und Spenden sammeln. Ganz unter dem Motto „Segen bringen – Segen sein“.

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